Filmstadt Ulm …? In der Tat, in Ulm wurden mehr Filme gedreht, als gemeinhin bekannt ist. Wäre es nicht schön, mehr über diese Filme zu erfahren? Immerhin gab es an der legendären HfG – der Hochschule für Gestaltung die erste Film-Ausbildung in der jungen Bundesrepublik. Geleitet wurde sie von Alexander Kluge, dem Vordenker des Jungen Deutschen Films. Aber wer hat in und um Ulm sonst noch Filme gedreht und worum ging es dabei?
Die „ulmfilmtage“ sind einzigartig im Land, sie wollen Filme aus der Region auf die große Leinwand bringen, mit moderner digitaler Projektionstechnik, in Zusammenarbeit mit dem Ulmer Stadtarchiv, dem Medienzentrum und privaten Leihgebern. Bearbeitet von „protel Film und Medien“ aus Ulm, unterstützt von den Filmenthusiasten von Mephisto und Dietrich-Kino. Vielen Dank deshalb an unsere engagierten Partner.
Im Jahr 2014 haben wir mit 4 Filmen „klein“ angefangen, doch das Publikum hat unsere Idee sofort honoriert. Bei den „ulmfilmtagen“ 2015 und 2019 konnten wir erstmalig aktuelle Produktionen junger FilmemacherInnen präsentieren. Immer wieder zeigen wir spezielle Themen, so Filme aus Dresden, Konzert-Mitschnitte der Ulmer Spatzen oder erstmalig im Jahr 2023 Kurzfilme auf „schwäbisch“.
Natürlich stehen bei diesem Kino-Event „Die Historischen Ulm-Filme” im Vordergrund. Inzwischen gibt es bereits drei Zeitreisen, von den frühesten Filmdokumenten ab 1922 über die unmittelbare Nachkriegszeit bis zu den 60er Jahren. In HD-Qualität digitalisiert, bieten diese Filme auf der großen Leinwand ein völlig neues Kinoerlebnis. Höhepunkt und gleichermaßen bewegendes Filmdokument sind die 35mm s/w Aufnahmen des Alten Ulm vor 1944. Und mit “ulmfilmgold” zeigen wir das touristische Ulm von 1927 bis zur den 2010er Jahren.
„Ulm für Fortgeschrittene“ bringt unbekannte aktuelle Filme zu den Themen Kunst / Technik / Donau. Filme, die weder im öffentlich-rechtlichen und schon gar nicht im privaten Fernsehen einen Platz finden, aber vom Publikum besonders geschätzt werden.
Im Jahr 2018 waren erstmals die frechen und innovativen „HfG-Filme“ der Ulmer Filmstudenten zu sehen. Im Hintergrund mit dabei: Das Ulm der 60er Jahre und wo immer möglich, suchen wir nach Zeitzeugen, die uns mehr über die Entstehung der Filme sagen können.
Zu den Klassikern gehört in jedem Fall Sibylle Tiedemanns preisgekrönter Dokumentarfilm „Kinderland ist abgebrannt“. Dieser Film kann als wirkungsvolle Medizin gegen die Ausgrenzung von Menschen jeglicher Nationalität und Hautfarbe gesehen werden. Insofern passt dieser Ulm-Film „leider“ gut in unsere Zeit. „Briefe aus Chicago“ und „Estland mon amour“ – diese Tiedemann Filme haben mehr mit Ulm zu tun, als es scheinen mag.
„…um Ulm herum – Geschichten, Menschen, Zeiten“ oder „Flugzone Neu-Ulm“ sind weitere neue Produktionen, die nur bei den „ulmfilmtagen“ zu sehen sind. Mit der „Donau / Zeit / Reise – was uns der Fluss erzählt“ reisen wir an und auf der Donau vom Schwarzwald bis ins bulgarische Vidin und erfahren dabei mehr über das Zusammenleben der Völker an Europas großem Strom.
Noch immer warten viele Filme auf ihre Digitalisierung. Die ersten alten Farbfilme zeigen bereits deutliche Farbverschiebugen. Die Zeit drängt, das Filmerbe sollte, ja muß jetzt gesichert werden.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch – warum nicht mit der ganzen Familie – bei den „ulmfilmtagen“ im Ulmer arthaus-Kino Mephisto.
Günter Merkle